03.08.2023

Ach, das Zillertal! Ferien zwischen Klischees und authentischer Lebensart.

Nicht jeder Zillertaler wird mit diesem Text eine Freude haben, so viel ist klar.

Aber wir finden, es darf ruhig einmal aufgeräumt werden mit dieser angestaubten Blaupause der stets gut gelaunten, immerzu jodelnden Wirtin und dem „Im Sommer Bergführer und im Winter Skilehrer“-Schablone des Zillertalers mit dem Zahnpasta-Lächeln und den strammen Wadeln. Denn das Authentische, das steht uns sowieso allen viel besser zu Gesicht. Sie müssen jetzt stark sein, versprochen? Wir wollen Ihnen jetzt nämlich ein Geheimnis über uns verraten: nicht jeder hier im Tal kann Skifahren. Und das mit dem Singen und Musizieren haben wir leider auch nicht im Blut. Doch von vorne. Wir wollen uns Klischee für Klischee vorarbeiten.

Alles Schürzenjäger, oder was?

Über 200 Bands und Musikgruppen soll es im Zillertal geben, aber wissen tut das niemand so genau. Ob die Schürzenjäger hoch selbst, die Ursprung Buam, die Juzis, die Haderlumpen oder die Mayrhofner: In der volkstümlichen Musikszene haben die Zillertaler eindeutig die Nase vorn. Auch die Dichte an Musikkapellen, Rockbands und jungen Menschen, die es als Jazz – oder klassische Musikerinnen oder Sängerinnen hinaus in die weite Welt zieht, ist im Zillertal beeindruckend hoch. Das Singen und Musizieren ist hier wie kaum anderswo ein gepflegtes Kulturgut. Und wer einmal auf einer Zillertaler Hochzeit oder einer anderen Feierlichkeit war, weiß:  ohne Musik? Unmöglich! Nun ist die Sache mit dem Singen und Musizieren aber nicht nur eine Sache der Übung, sondern hat auch ein wenig mit Talent zu tun. Und es ist wahr: Es gibt Zillertaler, die keinen geraden Ton herausbringen.

Die Macht der Tracht im Zillertal

Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Ein Dirndl ist nicht gleichbedeutend mit „Tracht“. Während die bunten Baumwoll-Kleidchen ihren Ursprung in der Arbeitskleidung der einfachen Landarbeiterinnen hat, ist ein „Röckl“ ein handgenähtes und dementsprechend teures Stück echte Tradition. Früher konnten sich nur wohlhabende Bäuerinnen so ein edles Stück Festtagskleidung leisten und auch heute noch muss man tief in die Tasche greifen, will man eine echte Zillertaler Tracht sein Eigen nennen. Ähnlich verhält es sich bei den Männern. Während eine schlichte Lederhose mittlerweile recht günstig zu haben ist, muss man sich zum Tragen einer „groaßen Tracht“ erst qualifizieren. Das ikonische Ensemble mit Hut, rotem Brustfleck und grauer Lodenjacke ist nämlich nur Mitgliedern einer Zillertaler Schützenkompanie oder Musikkapelle vorbehalten. Kurzum: Um sie jeden Tag und immerzu zu tragen, ist eine echte Zillertaler Tracht schlichtweg zu kostbar und wertvoll.

Hier kommen die Kinder mit Skiern auf die Welt

Anatomisch schlichtweg unmöglich, sogar für Zillertalerinnen: Natürlich kommt bei uns kein Kind „mit Skiern auf die Welt“, wie man so schön zu sagen pflegt. Einen Spruch, den viele Einheimische gerne bringen, ist auch: „Ich stand auf den Skiern, noch bevor ich richtig laufen konnte“. Tatsächlich spielt der Skisport in vielen Familien eine große Rolle und es gehört fast schon zum guten Ton, die lieben Kleinen in die Skischuhe zu schnallen, sobald sie halbwegs verständlich „Spieljochbahn“ oder „Abfahrtshocke“ sagen können. Sogar noch früher, nämlich als Säugling, erkundet der Nachwuchs sportlicher Zillertaler im Sommer die Bergwelt: Rein in die „Buckelkraxe“ (Tragegestell für Kleinkinder) und aufwärts geht’s! Leider hat sich noch niemand die Mühe gemacht, von Haus zu Haus zu gehen und zu fragen, ob man sich als sportlicher Mensch bezeichnen würde. Deshalb können wir auch nicht mit Sicherheit sagen, dass im Zillertal mehr „Bergfexe“ und „Pistenflitzer“ wohnen als anderswo. Aber wie sagt man so schön: Wenn sie schon mal da sind, die Berge …

 

 

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